Wiebke Tomescheit
An alle, die
am Montag mit ihrem jeweiligen romantischen Partner im Stadtpark beim
wunderbaren Konzert von Damien Rice waren: Sorry. Wisst ihr selber. Ihr habt
bestimmt das Beste draus gemacht und nur ganz wenig an eure vergangenen
Verfehlungen, Lieben oder die Verfehlungen eurer vergangenen Lieben gedacht.
Als ob.
Besser aufgestellt
war man eindeutig mit guten Freunden an seiner Seite. Guten alten Freunden, die
all die kleinen Löcher im eigenen Herzen kennen, und man selber ihre. So war
man zumindest ein wenig gewappnet für die herzzerfleischenden Balladen des
irischen Songwriters – über die Liebe, den Selbstbetrug und das Leben.
Ganz allein
steht er auf der Bühne. Und bleibt es bis fast zum Ende auch. Nur einige
Scheinwerfer bilden die „Lightshow“, allerdings sehr effektvoll eingesetzt.
Dank Rice’ grandiosen Lieder, seiner Ausstrahlung und nicht zuletzt des
exzellent eingestellten Sounds vermisst man aber keine Band.
Rice sang für ein Publikum, das mucksmäuschenstill seinen tieftraurigen Songs lauschte.
Rice sang für ein Publikum, das mucksmäuschenstill seinen tieftraurigen Songs lauschte.
Wenn der Ire eine als besonders seelensezierend bekannte Nummer
anstimmte, war mitunter höchstens ein kehliges Ächzen zu hören: Das kann doch
nicht sein Ernst sein: Er kann doch jetzt nicht „Amie“ spielen, nicht „Nine
Crimes“ und dann nicht auch noch „The Blower’s Daughter“! So viel Gefühl kann
doch kein Mensch aushalten, so viel Rotwein aus Plastikbechern kann doch
niemand trinken!
Als es nach
gut der Hälfte der Show zu regnen beginnt, nehmen die Zuhörer das ergeben hin.
Irgendwie komplettiert es die mitreißende Melancholie des Abends. Findet auch
Rice: „Ich schätze, das passt jetzt gut“, sagt er – und setzt zum Song „Cold
Water“ an. Schelm.
Zum Schluss gibt’s dann – zusammen mit der tollen Vorband Hanna Leess – noch das Prince-Cover „When Doves Cry“ und eine grandiose Version von „Volcano“. Zu sagen, dass das sehr schön war, wäre untertrieben. Die Band Echt war es, die mal fragten: „Weinst du, oder ist es der Regen?“ Ihr könnt ruhig alle „Regen“ rufen.
Als ob.
Am Ende ist
es die strenge 22-Uhr-Grenze, die dem Konzert ein Ende setzt. Publikum und
Sänger scheinen gleichermaßen unwillig zu gehen. Wir stehen noch, Damien, Du
hast uns noch nicht gänzlich niedergerungen, wir hätten noch ein paar Songs
ausgehalten. Und ja, auch ein Rotwein wäre noch gegangen!
Gegangen ist nach
zwei wunderbaren Stunden dann aber Rice. Und die Fans folgten – um sich zu
Hause bei einem letzten Gläschen von dieser Tortur zu erholen.
aus: Hamburger Morgenpost, S. 39, 10. August 2016