Wiebke Tomescheit
Klaxons
„Love Frequency“ 2 ½ Sterne
Clubhits aus dem Eisschrank: Die Klaxons sind mit einem
neuen Album zurück und suhlen sich darin in einer Coolness, die ihre bisherigen
Werke noch einmal deutlich übertrifft. „Love Frequency“ ist ein Album für lässige
Sonnenbrillenträger, die entweder gar nicht oder verdammt gut tanzen. Es lässt
aber auch das Feuer vermissen, das Hits wie „Golden Skans“ noch hatten.
Das liegt unter anderem daran, dass die drei Briten inzwischen
dem mit Elektro, Acid und Rave gemischten Indierock den Rücken gekehrt haben
und sich nun auf puren Dancepop konzentrieren. Der ist mitunter immer noch hart
und kantig („Atom To Atom“), manchmal psychedelisch („The Dreamers“), oft aber
verstörend schmissig wie bei „Invisible Forces“. Ein Song, der in keiner
Autowerbung unangenehm auffallen würde. Auch die Vorab-Single „There Is No
Other Time“ hat außer einem tanzbaren Refrain nicht viel zu bieten.
Wobei gegen Tanzbarkeit ja nichts spricht – nur ist man von
den Klaxons eben mehr Experimentierfreude gewöhnt. Diese Band hat Dinge gewagt,
an die zuvor noch niemand überhaupt gedacht hatte. Jetzt neigt sich gefälligem
R’n’B-Pop zu. Was Frontmann Jamie Reynolds selbst als konsequenten Schritt nach
vorn anpreist, erscheint leider eher wie ein zaghafter Schritt in Richtung
Mainstream.
„Love Frequency“ lässt mit leichtem Zahnweh an Mando Diaos
jüngstes Album-Experiment denken. Auch hier klingt vieles nach einem Mix aus
kühlem 80er-Wave mit 70er-Disco-Glimmer. Aber zumindest wissen die Klaxons, was
sie tun und arbeiten dieses Konzept über das ganze Album aus. Das ist zudem
sorgfältig produziert, der Sound brilliert, die Beats wuchern edel ineinander.
Und doch. Trotz eingängiger Songs, trotz Zucken in den
Füßen, trotz euphorischer Keyboards und vielschichtiger Klangstrukturen drängt
sich immer wieder ein Schonmal-Gehört-Gefühl auf. Und so ist das dritte
Klaxons-Werk ein gut gemachtes Dance-Album, das sicher den ein oder anderen
Clubhit (oder Werbe-Soundtrack) abwerfen wird. Aber wo die vom Titel versprochene
Liebesfrequenz sich im kühlen Pochen dieser fein geschliffenen Tracks
versteckt, das erschließt sich nicht.
Because/Warner