Mit dem Roman „Sofies Welt“ landete der Norweger Jostein
Gaarder (64) einen Welt-Bestseller. Jetzt stellte er in Hamburg sein aktuelles
Buch „Ein treuer Freund“ vor. Mit der MOPO sprach er über gute
Kindergeschichten, Donald Trump und die Klimaerwärmung.
MOPO: Herr Gaarder, Sie wurden mit Büchern für Jugendliche
bekannt. Jetzt haben Sie wieder eins für Erwachsene geschrieben.
Jostein Gaarder: Ja, stimmt. Es ist lange her, dass ich das
zum letzten Mal gemacht habe. Aber ich habe das Gefühl, meine Leser stört das
nicht. Bei Autogrammstunden kommen viele mit dem „Kartengeheimnis“ oder dem
„Orangenmädchen“ zu mir und ich frage: „Für wen soll ich es signieren? Ihr
Kind?“ Und sie sagen: „Nein, für mich!“ Eine gute Geschichte für Kinder
funktioniert auch für Erwachsene, denn in uns allen steckt ja ein Kind.
In „Ein treuer Freund“ besucht die Hauptfigur Jakop gern
fremde Beerdigungen. Wie sind Sie darauf gekommen?
Er ist ein sehr einsamer Mensch. Ich wollte ein Buch über
Einsamkeit schreiben. Ich selbst bin nicht einsam – ich habe eine große Familie
und Freunde in der ganzen Welt. Aber wir werden nackt und allein geboren und
wir sterben nackt und allein. Da ist also eine gewisse Einsamkeit in uns allen.
Deshalb passte die Szenerie für mich gut zur Geschichte. In den abgelegenen
Tälern Norwegens ist es übrigens gar nicht unüblich, zu fremden Beerdigungen zu
gehen – einfach weil eine Tochter oder ein Sohn des Tals, in dem man lebt,
gestorben ist.
Würde es Sie in der heutigen Zeit nicht reizen, mal ein
politisches Buch zu schreiben?
Wissen Sie, als ich vor einigen Jahren noch einmal durch
„Sofies Welt“ geblättert habe, fiel mir auf, dass ich die brennendste
philosophische Frage darin nicht mal erwähnt habe: Wie schaffen wir es, unsere
Erde zu erhalten? Seitdem schwingt eine gewisse politische Note in jedem Buch
im Hintergrund mit, gerade was Umweltschutz und die Klimaerwärmung angeht. Ich
möchte aber nicht wie ein Lehrer klingen, mit erhobenem Zeigefinger. Aber auch
„Ein treuer Freund“ ist ja politisch – es geht um die Einbeziehung von
Menschen, die aus der Gemeinschaft herausgefallen sind. So geht es aktuell ja
auch vielen Flüchtlingen, die sich nirgends akzeptiert fühlen. Ich glaube aber,
ein Mensch, der viel liest, kann eigentlich kein Rassist sein.
Apropos: Es heißt, Donald Trump besitze nur drei Bücher.
Würden Sie ihm raten, mehr zu lesen?
Wenn es nicht nur Krimis sind, auf jeden Fall. Das könnte
ihm helfen, an seiner Empathiefähigkeit zu arbeiten …
Macht Ihnen die politische und gesellschaftliche Entwicklung
Sorgen?
Ich bin ein Optimist. Ich glaube, dass sich langfristig
alles zum Guten entwickeln wird. Wissen Sie, Pessimismus ist nur ein anderes
Wort für Faulheit. Denn Pessimisten können auf dem Sofa liegen und müssen
nichts tun. Als Optimist muss man für etwas aufstehen und sich engagieren, weil
die Welt besser werden soll. Das hat viel mit Hoffnung zu tun. Vielleicht bin
ich in manchen Momenten mal ein bisschen pessimistisch – das flüstere ich dann
aber höchstens meiner Frau ins Ohr, das braucht sonst niemand zu wissen.
„Ein treuer Freund“ (272 Seiten, „Hanser-Verlag“)
Das Interview führte
WIEBKE TOMESCHEIT
WIEBKE TOMESCHEIT
aus: Hamburger Morgenpost, S. 17, 23. April 2017
Mit
dem Roman „Sofies Welt“ landete der Norweger Jostein Gaarder (64) einen
Welt-Bestseller. Jetzt stellte er in Hamburg sein aktuelles Buch „Ein
treuer Freund“ vor. Mit der MOPO sprach er über gute Kindergeschichten,
Donald Trump und die Klimaerwärmung.
MOPO: Herr Gaarder, Sie wurden mit Büchern für Jugendliche bekannt. Jetzt haben Sie wieder eins für Erwachsene geschrieben.
Jostein Gaarder: Ja, stimmt. Es ist lange her, dass ich das zum letzten Mal gemacht habe. Aber ich habe das Gefühl, meine Leser stört das nicht. Bei Autogrammstunden kommen viele mit dem „Kartengeheimnis“ oder dem „Orangenmädchen“ zu mir und ich frage: „Für wen soll ich es signieren? Ihr Kind?“ Und sie sagen: „Nein, für mich!“ Eine gute Geschichte für Kinder funktioniert auch für Erwachsene, denn in uns allen steckt ja ein Kind.
In „Ein treuer Freund“ besucht die Hauptfigur Jakop gern fremde Beerdigungen. Wie sind Sie darauf gekommen?
Er ist ein sehr einsamer Mensch. Ich wollte ein Buch über Einsamkeit schreiben. Ich selbst bin nicht einsam – ich habe eine große Familie und Freunde in der ganzen Welt. Aber wir werden nackt und allein geboren und wir sterben nackt und allein. Da ist also eine gewisse Einsamkeit in uns allen. Deshalb passte die Szenerie für mich gut zur Geschichte. In den abgelegenen Tälern Norwegens ist es übrigens gar nicht unüblich, zu fremden Beerdigungen zu gehen – einfach weil eine Tochter oder ein Sohn des Tals, in dem man lebt, gestorben ist.
Würde es Sie in der heutigen Zeit nicht reizen, mal ein politisches Buch zu schreiben?
Wissen Sie, als ich vor einigen Jahren noch einmal durch „Sofies Welt“ geblättert habe, fiel mir auf, dass ich die brennendste philosophische Frage darin nicht mal erwähnt habe: Wie schaffen wir es, unsere Erde zu erhalten? Seitdem schwingt eine gewisse politische Note in jedem Buch im Hintergrund mit, gerade was Umweltschutz und die Klimaerwärmung angeht. Ich möchte aber nicht wie ein Lehrer klingen, mit erhobenem Zeigefinger. Aber auch „Ein treuer Freund“ ist ja politisch – es geht um die Einbeziehung von Menschen, die aus der Gemeinschaft herausgefallen sind. So geht es aktuell ja auch vielen Flüchtlingen, die sich nirgends akzeptiert fühlen. Ich glaube aber, ein Mensch, der viel liest, kann eigentlich kein Rassist sein.
Apropos: Es heißt, Donald Trump besitzt nur drei Bücher. Würden Sie ihm raten, mehr zu lesen?
Wenn es nicht nur Krimis sind, auf jeden Fall. Das könnte ihm helfen, an seiner Empathiefähigkeit zu arbeiten …
Macht Ihnen die politische und gesellschaftliche Entwicklung Sorgen?
Ich bin ein Optimist. Ich glaube, dass sich langfristig alles zum Guten entwickeln wird. Wissen Sie, Pessimismus ist nur ein anderes Wort für Faulheit. Denn Pessimisten können auf dem Sofa liegen und müssen nichts tun. Als Optimist muss man für etwas aufstehen und sich engagieren, weil die Welt besser werden soll. Das hat viel mit Hoffnung zu tun. Vielleicht bin ich in manchen Momenten mal ein bisschen pessimistisch – das flüstere ich dann aber höchstens meiner Frau ins Ohr, das braucht sonst niemand zu wissen.
– Quelle: http://www.mopo.de/26750348 ©2017
MOPO: Herr Gaarder, Sie wurden mit Büchern für Jugendliche bekannt. Jetzt haben Sie wieder eins für Erwachsene geschrieben.
Jostein Gaarder: Ja, stimmt. Es ist lange her, dass ich das zum letzten Mal gemacht habe. Aber ich habe das Gefühl, meine Leser stört das nicht. Bei Autogrammstunden kommen viele mit dem „Kartengeheimnis“ oder dem „Orangenmädchen“ zu mir und ich frage: „Für wen soll ich es signieren? Ihr Kind?“ Und sie sagen: „Nein, für mich!“ Eine gute Geschichte für Kinder funktioniert auch für Erwachsene, denn in uns allen steckt ja ein Kind.
In „Ein treuer Freund“ besucht die Hauptfigur Jakop gern fremde Beerdigungen. Wie sind Sie darauf gekommen?
Er ist ein sehr einsamer Mensch. Ich wollte ein Buch über Einsamkeit schreiben. Ich selbst bin nicht einsam – ich habe eine große Familie und Freunde in der ganzen Welt. Aber wir werden nackt und allein geboren und wir sterben nackt und allein. Da ist also eine gewisse Einsamkeit in uns allen. Deshalb passte die Szenerie für mich gut zur Geschichte. In den abgelegenen Tälern Norwegens ist es übrigens gar nicht unüblich, zu fremden Beerdigungen zu gehen – einfach weil eine Tochter oder ein Sohn des Tals, in dem man lebt, gestorben ist.
Würde es Sie in der heutigen Zeit nicht reizen, mal ein politisches Buch zu schreiben?
Wissen Sie, als ich vor einigen Jahren noch einmal durch „Sofies Welt“ geblättert habe, fiel mir auf, dass ich die brennendste philosophische Frage darin nicht mal erwähnt habe: Wie schaffen wir es, unsere Erde zu erhalten? Seitdem schwingt eine gewisse politische Note in jedem Buch im Hintergrund mit, gerade was Umweltschutz und die Klimaerwärmung angeht. Ich möchte aber nicht wie ein Lehrer klingen, mit erhobenem Zeigefinger. Aber auch „Ein treuer Freund“ ist ja politisch – es geht um die Einbeziehung von Menschen, die aus der Gemeinschaft herausgefallen sind. So geht es aktuell ja auch vielen Flüchtlingen, die sich nirgends akzeptiert fühlen. Ich glaube aber, ein Mensch, der viel liest, kann eigentlich kein Rassist sein.
Apropos: Es heißt, Donald Trump besitzt nur drei Bücher. Würden Sie ihm raten, mehr zu lesen?
Wenn es nicht nur Krimis sind, auf jeden Fall. Das könnte ihm helfen, an seiner Empathiefähigkeit zu arbeiten …
Macht Ihnen die politische und gesellschaftliche Entwicklung Sorgen?
Ich bin ein Optimist. Ich glaube, dass sich langfristig alles zum Guten entwickeln wird. Wissen Sie, Pessimismus ist nur ein anderes Wort für Faulheit. Denn Pessimisten können auf dem Sofa liegen und müssen nichts tun. Als Optimist muss man für etwas aufstehen und sich engagieren, weil die Welt besser werden soll. Das hat viel mit Hoffnung zu tun. Vielleicht bin ich in manchen Momenten mal ein bisschen pessimistisch – das flüstere ich dann aber höchstens meiner Frau ins Ohr, das braucht sonst niemand zu wissen.
– Quelle: http://www.mopo.de/26750348 ©2017
Mit
dem Roman „Sofies Welt“ landete der Norweger Jostein Gaarder (64) einen
Welt-Bestseller. Jetzt stellte er in Hamburg sein aktuelles Buch „Ein
treuer Freund“ vor. Mit der MOPO sprach er über gute Kindergeschichten,
Donald Trump und die Klimaerwärmung.
MOPO: Herr Gaarder, Sie wurden mit Büchern für Jugendliche bekannt. Jetzt haben Sie wieder eins für Erwachsene geschrieben.
Jostein Gaarder: Ja, stimmt. Es ist lange her, dass ich das zum letzten Mal gemacht habe. Aber ich habe das Gefühl, meine Leser stört das nicht. Bei Autogrammstunden kommen viele mit dem „Kartengeheimnis“ oder dem „Orangenmädchen“ zu mir und ich frage: „Für wen soll ich es signieren? Ihr Kind?“ Und sie sagen: „Nein, für mich!“ Eine gute Geschichte für Kinder funktioniert auch für Erwachsene, denn in uns allen steckt ja ein Kind.
In „Ein treuer Freund“ besucht die Hauptfigur Jakop gern fremde Beerdigungen. Wie sind Sie darauf gekommen?
Er ist ein sehr einsamer Mensch. Ich wollte ein Buch über Einsamkeit schreiben. Ich selbst bin nicht einsam – ich habe eine große Familie und Freunde in der ganzen Welt. Aber wir werden nackt und allein geboren und wir sterben nackt und allein. Da ist also eine gewisse Einsamkeit in uns allen. Deshalb passte die Szenerie für mich gut zur Geschichte. In den abgelegenen Tälern Norwegens ist es übrigens gar nicht unüblich, zu fremden Beerdigungen zu gehen – einfach weil eine Tochter oder ein Sohn des Tals, in dem man lebt, gestorben ist.
Würde es Sie in der heutigen Zeit nicht reizen, mal ein politisches Buch zu schreiben?
Wissen Sie, als ich vor einigen Jahren noch einmal durch „Sofies Welt“ geblättert habe, fiel mir auf, dass ich die brennendste philosophische Frage darin nicht mal erwähnt habe: Wie schaffen wir es, unsere Erde zu erhalten? Seitdem schwingt eine gewisse politische Note in jedem Buch im Hintergrund mit, gerade was Umweltschutz und die Klimaerwärmung angeht. Ich möchte aber nicht wie ein Lehrer klingen, mit erhobenem Zeigefinger. Aber auch „Ein treuer Freund“ ist ja politisch – es geht um die Einbeziehung von Menschen, die aus der Gemeinschaft herausgefallen sind. So geht es aktuell ja auch vielen Flüchtlingen, die sich nirgends akzeptiert fühlen. Ich glaube aber, ein Mensch, der viel liest, kann eigentlich kein Rassist sein.
Apropos: Es heißt, Donald Trump besitzt nur drei Bücher. Würden Sie ihm raten, mehr zu lesen?
Wenn es nicht nur Krimis sind, auf jeden Fall. Das könnte ihm helfen, an seiner Empathiefähigkeit zu arbeiten …
Macht Ihnen die politische und gesellschaftliche Entwicklung Sorgen?
Ich bin ein Optimist. Ich glaube, dass sich langfristig alles zum Guten entwickeln wird. Wissen Sie, Pessimismus ist nur ein anderes Wort für Faulheit. Denn Pessimisten können auf dem Sofa liegen und müssen nichts tun. Als Optimist muss man für etwas aufstehen und sich engagieren, weil die Welt besser werden soll. Das hat viel mit Hoffnung zu tun. Vielleicht bin ich in manchen Momenten mal ein bisschen pessimistisch – das flüstere ich dann aber höchstens meiner Frau ins Ohr, das braucht sonst niemand zu wissen.
– Quelle: http://www.mopo.de/26750348 ©2017
MOPO: Herr Gaarder, Sie wurden mit Büchern für Jugendliche bekannt. Jetzt haben Sie wieder eins für Erwachsene geschrieben.
Jostein Gaarder: Ja, stimmt. Es ist lange her, dass ich das zum letzten Mal gemacht habe. Aber ich habe das Gefühl, meine Leser stört das nicht. Bei Autogrammstunden kommen viele mit dem „Kartengeheimnis“ oder dem „Orangenmädchen“ zu mir und ich frage: „Für wen soll ich es signieren? Ihr Kind?“ Und sie sagen: „Nein, für mich!“ Eine gute Geschichte für Kinder funktioniert auch für Erwachsene, denn in uns allen steckt ja ein Kind.
In „Ein treuer Freund“ besucht die Hauptfigur Jakop gern fremde Beerdigungen. Wie sind Sie darauf gekommen?
Er ist ein sehr einsamer Mensch. Ich wollte ein Buch über Einsamkeit schreiben. Ich selbst bin nicht einsam – ich habe eine große Familie und Freunde in der ganzen Welt. Aber wir werden nackt und allein geboren und wir sterben nackt und allein. Da ist also eine gewisse Einsamkeit in uns allen. Deshalb passte die Szenerie für mich gut zur Geschichte. In den abgelegenen Tälern Norwegens ist es übrigens gar nicht unüblich, zu fremden Beerdigungen zu gehen – einfach weil eine Tochter oder ein Sohn des Tals, in dem man lebt, gestorben ist.
Würde es Sie in der heutigen Zeit nicht reizen, mal ein politisches Buch zu schreiben?
Wissen Sie, als ich vor einigen Jahren noch einmal durch „Sofies Welt“ geblättert habe, fiel mir auf, dass ich die brennendste philosophische Frage darin nicht mal erwähnt habe: Wie schaffen wir es, unsere Erde zu erhalten? Seitdem schwingt eine gewisse politische Note in jedem Buch im Hintergrund mit, gerade was Umweltschutz und die Klimaerwärmung angeht. Ich möchte aber nicht wie ein Lehrer klingen, mit erhobenem Zeigefinger. Aber auch „Ein treuer Freund“ ist ja politisch – es geht um die Einbeziehung von Menschen, die aus der Gemeinschaft herausgefallen sind. So geht es aktuell ja auch vielen Flüchtlingen, die sich nirgends akzeptiert fühlen. Ich glaube aber, ein Mensch, der viel liest, kann eigentlich kein Rassist sein.
Apropos: Es heißt, Donald Trump besitzt nur drei Bücher. Würden Sie ihm raten, mehr zu lesen?
Wenn es nicht nur Krimis sind, auf jeden Fall. Das könnte ihm helfen, an seiner Empathiefähigkeit zu arbeiten …
Macht Ihnen die politische und gesellschaftliche Entwicklung Sorgen?
Ich bin ein Optimist. Ich glaube, dass sich langfristig alles zum Guten entwickeln wird. Wissen Sie, Pessimismus ist nur ein anderes Wort für Faulheit. Denn Pessimisten können auf dem Sofa liegen und müssen nichts tun. Als Optimist muss man für etwas aufstehen und sich engagieren, weil die Welt besser werden soll. Das hat viel mit Hoffnung zu tun. Vielleicht bin ich in manchen Momenten mal ein bisschen pessimistisch – das flüstere ich dann aber höchstens meiner Frau ins Ohr, das braucht sonst niemand zu wissen.
– Quelle: http://www.mopo.de/26750348 ©2017