16 Hamburger Kinos zeigen den Studio- Braun-Film. Der MOPO verrieten die Macher, was das soll



Wiebke Tomescheit

Letztes Frühjahr war es der Film „Absolute Giganten“, der an einem Tag in vielen Hamburger Kinos lief und dort für volle Säle sorgte. Das Filmguck-Event „Eine Stadt sieht einen Film“ kehrt nach diesem großen Erfolg natürlich zurück – in diesem Jahr werden 16 Filmtheater am 30. April den Kultfilm „Fraktus“ zeigen. Die MOPO hat sich vorab mit Regisseur Lars Jessen, den Darstellern Jacques Palminger und Rocko Schamoni sowie den Organisatoren des Events, Manja Malz (Metropolis und B-Movie) und Chris Poelmann (Zeise-Kino), getroffen.

„Es gab eine Liste mit Hamburg-Filmen, da stand ,Fraktus‘ natürlich ganz weit oben“, erzählt Manja Malz, die das Projekt mitorganisiert. Die Betreiber der teilnehmenden Kinos entschieden sich gemeinsam für die komische „Mockumentary“ über die Wiedervereinigung der innovativen, aber erfundenen Elektro-Band Fraktus.

„Wir werden tatsächlich noch häufig gefragt, ob es Fraktus denn nun wirklich gegeben hat oder nicht“, sagt Regisseur Jessen und lacht. Rocko Schamoni, wie sein Kollege Palminger ansonsten als Teil des Humor-Trios „Studio Braun“ bekannt, stimmt zu: „Ich habe jetzt schon häufiger die Theorie gehört, dass es die Band wirklich gab, wir sie dann aber im Film gespielt haben und uns so an deren Ruhm ranwanzen!“

Die Story um die drei verschrobenen Musiker, die im Film erzählt wird, ist deshalb so glaubhaft, weil eine ganze Riege namhafter Musiker von ihren angeblichen Beziehungen zu Fraktus erzählt – unter anderem H.P. Baxxter oder Westbam.

„Dass der sich vor die Kamera setzt und behauptet, sein größter Hit sei gar nicht von ihm, sondern er hätte das von uns abgekupfert – da ist mir echt die Kinnlade runtergefallen. Respekt“, sagt Rocko Schamoni. „Guter Performer, guter Humor!“, lobt auch Jacques Palminger.

Als „Hamburg-Film“ geplant war der Streifen übrigens nicht. „Wir haben in Hamburg gedreht, wir sind alle Hamburger – ich weiß nicht, wie wir das anders hätten machen sollen“, erklärt Lars Jessen. „Aber wir haben dabei ja auch an Orten gedreht, die wir vorher noch nicht kannten.“

Dem Parkhaus zum Beispiel, in dem Fraktus am Ende ein großes Konzert spielen. „Oder der Imbiss an der Bahrenfelder Trabrennbahn, den wir praktisch weltberühmt gemacht haben!“ Alle lachen. Dort geht der Regisseur noch immer manchmal essen. „Ich glaube, so ganz verstanden, was wir da gedreht haben, hat man da aber nicht.“

Rund um das Kino-Erlebnis wird es ein fantastisches Rahmenprogramm geben – von Besuchen der Filmcrew in den Kinos über eine Bustour zu den Drehorten und ein DJ-Set von Fraktus im Knust. „Ich freue mich besonders drauf, ,Mama Wand‘ im Lichtmeß-Kino zu treffen!“, sagt Jacques Palminger. Margit Laue spielte in „Fraktus“ seine Film-Mutter. „Es ist immer so lustig mit der!“

Haben die Mitglieder von Studio Braun eigentlich inzwischen eine Identitätskrise – weil sie als Band Fraktus so berühmt geworden sind? „Darum dachten wir ja, wir machen erst mal das Studio-Braun-Buch und gehen auf Tour“, erklärt Jacques Palminger. „Aber der Film hat so eine Eigendynamik entwickelt – das ist vielleicht jetzt einfach größer als wir …“

„Eine Stadt sieht einen Film“: Info: www.einestadtsiehteinenfilm.de, Tickets im VVK an den Kassen der teilnehmenden Kinos

aus: Hamburger Morgenpost, S. 36/37, 25. April 2017